Jamiri 5: Dotcom Dummy

Album (Softcover), Unicum Edition, 1994-2000 Bits, Bytes und Blasphemie Ganz auf der Höhe des Zeitgeschehens hat Jamiri Abenteuer zu bestehen, die sich vor allem in virtuellen Welten digitaler Medien abspielen. Darin wird das Unmögliche möglich: ein holographischer Facharzt mit Fehlsteuerung, vor dessen Zugriff sich Jamiri in Sicherheit bringen muss, Computer mit Eigenleben, die pseudophilosophische Kommentare von sich geben oder ein Sit-in mit Salman Rushdie, Thomas Pynchon und Elvis im Cyberspace. Einige Figuren aus dem Kosmos des Cartoonisten agierten bereits in den vorausgegangenen vier Jamiri-Bänden. So zum Beispiel Beate. Ihr sarkastischer Humor lässt den nicht mehr ganz jungen Helden aus seinen geistigen Höhenflügen mit einiger Regelmäßigkeit auf den harten Boden der Realität zurückprallen, was jedoch seine Liebe zu ihr nicht zu schmälern scheint. Jedenfalls kann sich Jamiri nun endlich dazu durchringen, seine Dauerfreundin zu heiraten, auch wenn sie sich als Cyborg mit gelegentlichen Systemausfällen entpuppt hat. Schließlich haben sich beide im alltäglichen Beziehungswahnsinn schon in Kamikaze d`amour bewährt. Von der eingefleischten Fangemeinde mit Spannung verfolgt, nimmt die Entwicklung vom krisengeschüttelten Hochschulabsolventen hin zum nicht mehr ganz so taufrischen Helden, der seinen Tribut an die gesellschaftliche Normalität entrichtet, ihren unvermeidlichen Lauf. Auch Gott zeigt sich als ein ständiger Begleiter von Jamiri. Er und »Spacejamiri« kämpfen unverdrossen und jeder auf seine spezielle Art für das Wohl der Menschheit. Nicht alle Duelle sind dabei so spektakulär wie der Kampf mit einer Gesichtsmortadella. Episoden dieser Art halten einige Leser für Blasphemie. Doch keine Sorge, ihre Kritik verhallt nicht ungehört. Mit einiger Sicherheit tritt der Künstler im nächsten Heft mit ihnen in einen nicht minder ernstzunehmenden Dialog. Die Übergänge zwischen Privatem und Öffentlichem, Imagination und Realität sind bei Jamiri grundsätzlich fließend. Das liegt nicht nur an der Themenwahl, sondern auch an deren stilistischer Umsetzung. Jamiri inszeniert seine Cartoons wie in schneller Schnittfolge aneinander gesetzte Filmsequenzen. Die Bilder sind bunt, aber nicht schrill, detailgenau, aber nicht überfrachtet - treffsicher und von liebevollen Sarkasmus die Wortbeiträge.